So, heute war es also soweit. Also heute Nacht. Ich war einer der wenigen Glücklichen, welche eine tolle Mitte / Mitte Kinokarte für Star Wars The last Jedi ergattern konnte und tatsächlich pünktlich jolend zu Mr. Williams Titelmusik den Hintern in das Kunstleder presste. Jeder der mein Ich bin ein Nerd gelesen hat, weiß auch genau warum.
Die Leute um mich herum klatschten, jubelten und schwangen die Lichtschwerter rhythmisch zum Rascheln der Popcorn Tüten. Was war ich nervös. Und ich kann jedem Star Wars Fan nur raten: Schaut Euch den Film an. Epische Bilder, erneute Schocker, kurzes Storyabdriften und das Ziel der neuen Trilogie endlich vor Augen. Meine Erwartungen waren hoch, doch war ich mir sicher, dass man mir den Film nicht versauen könnte. Außer man löst die Geschichte um Reys Eltern zu plump auf. Für mich war klar: Wenn Luke der Papa ist oder sie einfach nur die Zwillingsschwester von Kylo Ren darstellt… dann… dann… steck ich den Kinosaal in Brand. Ob ich das getan habe könnt Ihr der lokalen Kölner Presse entnehmen; oder in der Kurzform dieses Beitrags weiter unten im Blog (klick mich).
Und wenn Ihr spoilerfrei bleiben möchtet, dann ist jetzt der Zeitpunkt zum Schließen des Browserfensters. Ihr seid gewarnt.
Hohe Erwartung an The Last Jedi: Danke an Star Wars The Force Awakens
J. J. Abrams hatte mich vor zwei Jahren gnadenlos vom Hocker gehauen. Mich emotional fertig gemacht. Voll auf die Star Wars Fresse. Ich hatte über die gesamte Spielzeit Gänsehaut und an etwaigen Stellen vor Staunen, Begeisterung und Schockieren den Mund offen stehen. Ungelogen. Nostalgischer, echter, haptischer und liebevoller konnte man eine Fortsetzung für mich kaum gestalten. Ich war vom Star Trek & Lost Regisseur negativ voreingenommen und wurde unaufhaltsam eines besseren belehrt.
Neu war die Geschichte des neuen Star Wars Films sicherlich nicht. Schnell wurde mir aber klar: Das sollte es wohl auch nicht sein. „Hol die Fans wieder in ein Boot. Gib ihnen Zucker!“ Nach dem Episode I – III Desaster sicherlich keine schlechte Entscheidung. Disney hat offenbar gelernt und wollte nicht die selben Fehler wie George Lucas machen.
Der Start einer neuen Ära
Eins ist klar: Die neue Star Wars Ära startet genau – jetzt. Mit JETZT meine ich: The last Jedi.
Das JETZT wurde dezent und hauchfein angedeutet mit The Force Awakens. Doch während des Geniessens von The last Jedi kann man definitiv behaupten: „Jetzt geeehhhhts looohooooos!“
Zwar teile ich nicht die Meinung aller Entscheidungen des Skriptbauers und Regisseurs, doch ist mir nach allen Mutmaßungen nach Episode VII und das urplötzliche Auftauchen eines neuen „Imperators“ nun klar: Es geht um den Aufstieg eines bösen, fiesen, enttäuschten Jugendlichen und die Macht selbst. Nicht um Snoke. Nicht um Luke. Es geht einfach um das Essentielle. Das Böse und die Macht. Punkt.
Das Ende der Star Wars Skywalker Dynastie in The Last Jedi
Star Wars war immer schon mehr als die Skywalker Dynastie. Hatte mehr zu bieten. Und der Startschuss findet sich in Star Wars Episode VIII ganz klar. The last Jedi macht das Universum größer. Wir sehen neue Planeten. Neue Gedanken über die Macht. Uneingeschränkte Selbstreflexion. Und auch einfach mal Kritik am Guten. Es gibt nun mal nicht nur schwarz und weiß. Da ist viel Freifläche zwischen. Und die ist grau. Das erkennt dann auch ein Yoda. Ein Luke möchte es erkennen. Und Rey zweifelt an allem und jeden. Der einzige der am fokussiertesten erscheint und dabei nicht vom Weg abkommt ist nunmal Kylo Ren. Wir waren blind das nicht schon nach des Vatermordes erkannt zu haben. Snokes Schüler ist unfassbar mächtig, missverstanden und enttäuscht. Der Cocktail eines wahren Superschurken. Und genau der wird aus dem Blut der Skywalker entstehen und diese Blutlinie eben auch beenden. Konfetti!
Ist das Marry Poppins?
20 Minuten im Film fühlten sich allerdings nicht gerade nach Star Wars an. Nicht wirklich schlecht gemacht – aber eben kein warm-Bauch-Star-Wars-Gefühl.
Leia ist eine Skywalker.
Jupp.
Leia verband immer schon die Macht mit ihrem Zwillingsbruder Luke.
Yoaaahh.
Doch jetzt ist da noch viel mehr.
Schade.
Völlig ohne Vorwarnung ist Leia urplötzlich in der Lage die Macht ebenso gut zu nutzen wie der allmächtige Jedi Ritter. Schwebt nach der Explosion der Brücke ihres Raumschiffes haptisch unversehrt durchs All. Konzentriert sich kurz und fliegt mit ihrem imaginären Regenschirm zurück zum Schiff – wird gerettet – und liegt irgendwie doch im Koma, um wenig später Poe Dameron per explodierender Tür in die Schranken zu weisen. Oh je. Das war nix.
Pokerspielende Disneyfiguren in Star Wars The Last Jedi
Dann gab es da noch eine Szene in und um einen Casinoplaneten. Tatsächlich eine feine Geschichte, doch irgendwie ohne Star Wars Flair. Mir gefiel die Idee der Kindersklaven, doch die Umsetzung war mir zu unausgereift. Nicht ordentlich durchdacht. Und nach dem Ende der letzten Szene des Films wurde mir klar, dass diese 20 Minuten Szene nichts anderes sein sollte, als eine Art Prolog, um die Größe des Star Wars Universums (mit nur einem klitzekleinen Hint) zu verdeutlichen. Schließlich sieht man die Sklaven in der Schlussszene nochmals – ausgerüstet mit der Macht. Man kreierte also eine kleine Geschichte in der Geschichte, um eine tolle Schlussszene zu generieren. Und das merkt man. Da ging das Gefühl des Star Wars Liebhabers baden. Das war einfach nicht – authentisch genug.
Und mit einem Disney Easteregg: Der Zauberlehrling.
Offensichtlich schafft es Disney in diesem Film nicht ohne selbige auszukommen. Zu viele verstecken sich in Kleinigkeiten und gut verborgenen Großigkeiten. Wer hat in dem Lauf der Reittiere durch die Stadtschluchten z.B. nicht den König der Löwen erkannt? Störend fand ich solche Dinge nicht wirklich; aber disneyüblich etwas aufdringlich. Zum Beispiel die Marry Poppins Geschichte. Glücklicherweise tanzten und sangen keine Zeichentrickfiguren durchs Bild. Zum Schmunzeln haben sie mich immerhin gebracht.
Rian Johnson lüftet das große Geheimnis um Rey in Star Wars The Last Jedi, oder?
Der Skriptschreiber von The last Jedi kostete die Wissenssehnsucht der Fans nach Reys Eltern aus. Da war da diese Szene in der Höhle auf Ahch-To mit spiegelähnlichen Visionen, welche ihr ihre Herkunft zeigen sollte.
Zwei unscharfe Schatten bewegten sich hinter einer Scheibe auf sie zu. Kamen immer näher. Man hätte eine Stecknadel im Kino fallen hören können. Dann formten sie sich zu einer einzigen Silhouette. Wurde größer und … und… zeigte Rey ihr Spiegelbild. Danke Rian Johnson. Ich kann wirklich vor meinem inneren Auge erkennen wie er sich jedes Mal vor Lachen einnässt mit dem Gedanken: „TADA! VERARSCHT!“ Und trotzdem habe ich in diesem Moment beschlossen ihn zu meinem persönlichen Todfeind zu machen. Ätsch.
Immerhin kam es dann nach einer unglaublichen Lichtschwert Choreo zwischen Protagonist und Antagonist zu diesem EINEM Moment. Er ist so authentisch gehalten worden und doch so simpel. So beiläufig und doch so wichtig für das neue Star Wars Universum und dessen Größe. Die Tiefe der Aussage verschmilzt so gekonnt mit so vielen Aussagen von The last Jedi über die Macht, der Jedi und das Gleichgewicht, dass ich den Saal nicht anzünden konnte. Mir war eher nach Wunderkerzen.
KYLO REN lüftet das große Geheimnis um Rey, ODER?
Reys Eltern sind schlicht und ergreifend unbedeutende Schrottsammler, welche sie für Alkohol an einen Sklavenhändler verkauften. Bumm.
Es ist also offensichtlich egal welcher Abstammung man ist, um von der Macht Gebrauch machen zu können. Und tatsächlich wussten wir bisher im Grunde gar nichts über die Vorgeschichte bekannter Jedi bzw. Sith (Anakin und Luke Skywalker mal ausgenommen). Wollen wir ehrlich sein: Wer waren Yodas Eltern? Oder wer wickelte Palpatine? Wer wischte die Sabber vom Imperator Schnütchen? Das war uns Fans bisher irgendwie wurscht. Zu geblendet waren wir von der tollen Star Wars Geschichte um die Skywalkers. Jetzt wissen wir zumindest wie es um Reys Vergangenheit bestellt ist.
Oder auch nicht! Denn diese Info eröffnete schließlich Kylo Ren seiner Gegenspielerin. Zuvor tötete er Snoke. War also in der Lage ihn zu blenden. Davor erledigte er gar seinen eigenen Vater. Lediglich bei der möglichen Zerstörung seines eigenen Blutes (Leia, als seine Mutter) zögerte er. War also die Aussage in Richtung Rey vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver, um sie für seine Zwecke zu missbrauchen? Wollte er sie lediglich manipulieren? Möglich ist es. Und dennoch gefällt mir (besonders in Hinblick auf die bereits erwähnte Zauberlehrling Schlussszene) die Idee ausgesprochen gut. Wer weiß: Vielleicht ist Lukes Großmutter ja auch einfach nur eine alte Bekloppte gewesen, welche behauptet hat, dass Anakin eine unbefleckte Empfängnis war. Kann mir vorstellen, dass das für eine Frau ihres Sklavenstandes auch kein Zuckerschlecken gewesen wäre, wenn sie ein uneheliches Kind gebärt.
Fazit
Die Macht und die Kriege in Star Wars – in weniger als 12 Parsecs
Das Star Wars Universum ist durch die Erkenntnis, dass das Geschlecht einer Familie für das Nutzen der Macht und dessen Ausmaß egal ist, einfach mal um ein unendliches größer geworden. Mit The last Jedi ist nun klar: Talente zum Nutzen der Macht finden sich überall. Und haben sie auch zuvor. Siehe Anakin Skywalker.
Der vergangene imperiale Krieg und der laufende Krieg der Ersten Ordnung scheint nicht der Einzige im Star Wars Universum zu sein. Auf dem Planeten Canto Bight (Casino Szene) finden sich anscheinend tausende reiche Warlords , welche sowohl Rebellion, Widerstand, Imperium und Erste Ordnung mit Waffen versorgte. Anscheinend gibt es da noch mehr Geschichten. Und was in den vielen Sektoren des Outer Rims abgeht (geschweige denn ausserhalb der uns bekannten Star Wars Galaxie) können wir noch nicht mal erahnen. Irgendwo muss ja ein Snoke plötzlich hergekommen sein.
Der Kern: Religionen in Star Wars – in weniger als 8 Parsecs
Und jetzt zum Kern: Was ist eigentlich mit den Jedi, den Sith oder anderen Religionen. Bisher sind wir bei Star Wars immer davon ausgegangen, dass die Macht den Jedi oder Sith vorbehalten waren. Jetzt wird genau diese Thematik in The last Jedi endgültig aufgenommen und verarbeitet. Die Macht ist da. Ob mit einer Religion oder ohne. Im Film wird sogar durch Yoda, wie auch Luke selbst die Arroganz der Jedi angesprochen, welche die Macht nur für sich beanspruchen wollten. Und eben genau das der Fehler war. Das hat sie blind gemacht. Und tatsächlich ist diese Denkensweise für die reale Welt gerade sehr aktuell. Aber das nur am Rande.
Wenn es sowas wie die Macht im Star Wars Universum gibt, dann muss es dafür nicht nur Jedis oder Sith geben zur Nutzung. Ein Snoke ist z.B. nichts von Beidem. Maz als Machtsensitive ebenso wenig. Wollen wir mal ehrlich sein: Jedis werden als Kinder rekrutiert – weil sie ein Talent haben. Was wenn diese Kinder ihr Talent einfach nicht als Jedi nutzen möchten – oder gar als Sith? Deshalb haben sie nicht weniger viel Macht; sind vielleicht einfach untrainierter. Wobei auch das nur eine These ist. Die Straßenfußballer haben auch keinen Trainer und können trotzdem Tore schiessen. Uns erwarten noch große Sachen von Disney. Da bin ich mir sicher.
Star Wars The last Jedi ist der Anfang von allem Neuem – und altem!
Letztlich überzeugt mich Episode VIII. Trotz Überlänge war er sehr kurzweilig, hatte mehr Nahkampf-Action als jemals zuvor und brillierte erneut mit epischen Bildern.
Wenn man auf hohem Niveau meckern möchte, dann finden sich in der Story definitiv wenige Momente, in denen ich mich nicht mehr wie im Star Wars Universum gefühlt habe. Doch gab es zu viele grandiose Punkte, welche mich auf den kommenden Han Solo Film freuen lassen. Und natürlich auf Episode IX. Denn die Geschichte hat deutlich mehr positive Facetten als negative. Das sei mal ganz deutlich gesagt! Und die Tatsache, dass Gerüchten zufolge J.J. Abrams beim abschließenden Teil der neuen Trilogie die Fäden wieder in die Hand nimmt, lässt mich quietschen wie ein geiles Meerschweinchen. Ich freu mich!