Ich hadere seit knapp einer Woche mit mir diesen Artikel zu schreiben. Dennoch will ich meine Gedanken in die Welt pusten. Ich bin mir unsicher. Und sicher zugleich. Marvel hat die Phase 4 des MCU angekündigt. Und darin enthalten sind auch TV-Shows. Marvel Cinematic Universe enthält plötzlich Serien? Widerspricht das nicht dem innewohnenden Begriff „Cinematic“?
Klingt nicht nach wirklicher Konsistenz. Aber nach echten Superhelden fürs heimelige Couching! So wie DC es seit Jahren erfolgreich hinbekommt (Marvel mit Daredevil und Punisher zumindest ansatzweise). Aber ja – ich freue mich. Doch ich mache mir Sorgen.
Habe ich nicht inzwischen auf der Leinwand erstmal genug von Superhelden gesehen? Sind die gleichen Geschichten nicht irgendwie schon erzählt? Oder legt die Phase 4 des Marvel Cinematic Universes nicht den Grundstein für etwas gänzlich neues und eine Chance für unbekannte Schauspieler? Schauen wir mal.
Jetzt folgen von Marvel veröffentlichte Infos zur Phase 4. Wer diesbezüglich spoilerfrei bleiben möchte – der möge jetzt den Infinity Gauntlet über den Arm ziehen und schnipsen. Auch weils einen Endgame-Spoiler gibt. Ihr seid gewarnt.
Die zweite Reihe bleibt wo sie ist.
Wirklich unbekannte Namen tauchen in Hauptrollen (zumindest für mich) erstmal in den für mich wichtigen Superhelden Serien/Filmen nicht auf. Was in der zweiten Reihe bisher in Hollywood ist, dass bleibt auch dort. Statt dessen kommen große „neue“ Namen. Und die Welt schreit freudig auf. Natalie Portman ist endlich wieder am Start. Auch ich habe sie in den letzten Thor-Geschichten schmerzlich vermisst. Aber dann direkt als neue weibliche Thor?
Storylinetechnisch kann ich mir das vorstellen. Schon allein, weil man sich wieder an die Kontinuität der Comicvorlage annähert. Mutig nach dem damaligen Aufschrei bei Comic-Fans. Doch ist die Entscheidung einen Thor auch im Kino weiblich werden zu lassen richtig?
Um es klar zu sagen: Mir ist es egal, ob Thor männlich oder weiblich ist. Wirklich. Aber ist die Geschichte des Donnergottes nicht erstmal im Kino erzählt? Reicht es nicht ihn auf der Leinwand mit den Guardians rumdüsen zu lassen aus? Muss es weiterhin einen Thor geben? Die selben Fragen würde ich mir im Übrigen stellen, wenn Chris Hemsworth weiterhin der klassische Thor bleiben würde oder durch einen männlichen Schauspieler ersetzt werden würde. Definitiv.
Zudem: Es fehlt Natalie Portman dann für andere (Nicht-Superhelden-) Blockbuster im Kino. Ich meine, dass kann Disney herzlich egal sein. Fair! Und nach dem nur mäßigen Erfolg des Netflix Films „Auslöschung“ (bissel zu viel Arthouse für mich), ist das Erobern des Marvel-Universums natürlich ein toller Coup für ihren Agenten – und auch für sie selbst.
Das die Überkommerzialisierung beim Maus-Studio derzeit hoch im Kurs ist, dass zeigt sich schon daran, dass alte Disney-Klassiker nur wegen der neuen technischen Möglichkeiten neu verfilmt werden (Lion King, Dschungelbuch, Aladdin). Aber für welchen Preis? Und jetzt auch noch massenhaft etablierte Schauspieler an Superhelden-Projekte binden, welche dann nicht mehr für andere Filme/Serien zur Verfügung stehen, statt den jungen Wilden die Leinwand zu überlassen?
Schauspieler als finanzielle Absicherung.
Filme wie „Hautnah“, „Star Wars“, „Léon – Der Profi“ oder „Black Swan“ werden dann schwer für eine Natalie Portman zu produzieren sein. Sie ist erstmal an Marvel gebunden. Wie also die Zeit finden (insofern sie nicht sogar eine Exklusivitätsklausel im Vertrag hat)? Alleine der Name Portman wird sicher die Zuschauerzahlen in die Höhe schnellen lassen. Die hohen Produktionskosten der Superhelden-Epen sollten also drin sein. Und zur Konkurrenz kann Frau Portman jetzt auch nicht mehr.
Aber für das normale gesellschaftliche Kino fehlt sie. Als eine Karrierefrau, Tänzerin oder als weibliche Freierin. Whatever. Mir wird sie in einem Drama definitiv fehlen. Wäre da also nicht Tessa Thompson eine bessere Wahl gewesen, um nicht so eine große Lücke zu hinterlassen? Ich habe nichts gegen sie einzuwenden. Überhaupt nicht. Aber warum nicht mal einer vergleichbar „unbekannteren“ Künstlerin die Chance geben, ohne direkt das Kino zu „zerstören“?
Von der Valkyre zu Thor, klappt doch sicher auch?! Oder wollte man das Risiko eines „Shitstorms“ vermeiden? Wir wissen ja wie unmenschlich das Publikum zuweil sein kann. Einen Wechsel vom kernig-männlichen Thor zur zierlichen weiblichen Donnergöttin ist wahrscheinlich schon krass genug. Dann auch noch die Hautfarbe zu wechseln – oh oh – besser nicht. Diese Denke ekelt mich an.
Auch Kat Dennings als etwas verpeilte Assistentin ist für mich vermissenswert. Erwähnung fand sie auf der Pressekonferenz allerdings nicht. Wir wissen ja bereits, dass sie vrstl. auch die Hauptrolle in einer neuen Serie (nach 2 Broke Girls) spielen wird. Vielleicht fehlte da auch nur die Zeit für kommende große Disney/Marvel Drehs? Sie wäre allerdings ein Mehrwert. Vielleicht gar als souveräne Valkyre? Optisch total passend, wie ich finde. Und, ich würde sie nicht in anderen Kino-Produktionen groß vermissen. Obwohl sie bewiesen hat, dass sie in Großproduktionen wie Thor brillieren kann.
Weitere Namen fehlen in möglichen Projekten
Wie Ihr seht, ist alleine das Thema Natalie Portman schwierig. Das Problem: Es geht ja nicht nur im MCU um sie. Weitere große Schauspieler sind jetzt erstmal gebunden: Anthony Macki (Falcon; auch bekannt aus The Hate U Give, 8 Mile, Million Dollar Baby, ), Salma Hayek (zukünftig Ajak in Eternals; auch bekannt aus Americano, From Dusk till Dawn, Dogma, Studio 54), Sebastian Stan (Winter Soldier; auch bekannt aus I, Tonya, The Martian, Black Swan, Gone), Scarlett Johanssen (Black Widow; auch bekannt aus Prestige, Her, Lost in Translation, Ghost in the Shell), Paul Bettany (Vision; auch bekannt aus A Beautiful Mind, Da Vinci Code, Ritter aus Leidenschaft, Legend), Tom Hiddleston (Loki; auch bekannt aus The Night Manager, Churchill, Crimson Peak), Angelina Jolie (zukünftig Thena in Eternals; auch bekannt aus Maleficent, The Tourist, Der Knochenjäger, Tomb Raider), Jeremy Renner (Hawkeye; auch bekannt aus Bourne Vermächtnis, Arrival, Mission Impossible, American Hustle).
Alles starke Schauspieler, welche nicht nur als Superhelden auf Bewegtbildern glänzen. Doch diese (und mehr) Namen fehlen jetzt für andere Projekte. Das ist ein Einschnitt für tolle (Nicht-) Superhelden-Produktionen. Und ich habe noch nicht mal Produzenten, Autoren oder Regisseure aufgezählt. Also eine gute Entscheidung?
Düstere Film-/Serienzukunft oder große Chance?
Natürlich hat jedes Blatt auch zwei Seiten. Optimistisch gesehen ebnet Disney nun die Chance für absolut unbekannte Namen für zukünftige Oscar-Meisterwerke anderer Genres. Stellt Euch nur mal vor, dass ich als unbekannter Wicht, der nächste Benedict Cumberbatch sein könnte. Nur deshalb, weil ich nun nicht mehr gegen die Großen im Casting antreten muss. Die sind ja gebunden. Andererseits arbeiten gewisse Regisseure und Autoren gerne mit bestimmten Filmkolossen zusammen. Stellen die jetzt eventuell die Arbeit ein oder verringern diese zumindest?
Wie man es dreht und wendet – ich halte die Entwicklung für fragwürdig. Nicht nur, dass man uns keine Pause in Sachen Superhelden gibt (gönnt uns doch bitte 2 Jahre. Dezente Superhelden-Übersättigung), sondern man weitet es auch noch auf Streamingdiensten aus. Und die kann man sich als Normalbürger unmöglich ALLE abonnieren. Die Kosten sind mir bereits jetzt zu hoch. Daher sind an mir echte Film- und Serien-Schmankerl vorbeigezogen. Das ärgert mich als Nerd.
Zudem: Letztlich finden sich fast nur noch Superhelden-Geschichten da draußen. Und Remakes. Mich dürstet es aber nach neuem Kreativen. Nach fantastischen Geschichten. Und da braucht es eben auch z.T. große Schauspieler, welche die Zuschauer für unbekanntes Terrain in die Kinos locken.
Und diese fehlen dann erstmal. Bleibt zu hoffen, dass das Publikum ihre Sehgewohnheit ändert. Ansonsten sehe ich für filmische Kreativität leider den Zenit erreicht. Meine Gedanken dazu habe ich auch zuletzt in meinem Podcast (HIER KLICKEN) erwähnt.
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