Marvel hat es getan und ich habe eine Nacht drüber geschlafen. Das versprochene Finale Avengers Infinity War ist in den Kinos angelaufen und alle Welt fragt sich: „Wie stoppen die Avengers Thanos?!“ Der Antagonist, auf welchen Marvel seit 10 Jahren euphorisch hinarbeitete und dafür die Kinolandschaft auf 180 Grad umdrehte. Ich hatte auf dem Weg zum Kino tatsächlich große Freude und Furcht: machRADAU bewegte sich zwischen „Gleich ist es soweit!“ und „Hoffentlich verkackt Marvel die 10 Jahre lange Arbeit nicht!“ Trommelwirbel, bitte!
Eine Review von Avengers Infinity War – spoilerfrei!
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht dieses Marvel Jubiläum mit dem Namen Avengers Infinity War in dieser Review nicht zu spoilern. Und was ich verspreche, dass halte ich auch. Meistens zumindest. Wenn ich es nicht grad vergesse. Bei diesem Blogeintrag halte ich mich aber daran. Versprochen!
Doch einen kleinen Tipp möchte ich Euch direkt einmal geben: Schaut Euch Thor 3 an. Besonders das Ende. Ansonsten könnte der Einstieg in die erste Szene von Avengers Infinity War schwer fallen. Und um allen Gerüchten entgegen zu wirken: Der Blockbuster Black Panther (welcher ja nun wirklich mal groß eingeschlagen ist) ist sicherlich schön anzuschauen, sowie für die Tiefe der Storyline um die Avengers sicherlich nett – aber nicht wirklich für den neuen Avengers notwendig.
Avengers Infinity War braucht einen neuen Marketing Chef
Marvel und die beiden Russos versprachen uns ein Finale für die letzten 10 Jahre Superhelden Geschichte. Um es schon einmal ganz deutlich zu sagen: Das ist es nicht!
Dieses gebrochene Versprechen ist für mich mit die größte Schwäche des ganzen Epos. Ich nehme das schon fast persönlich. Es scheint gar im Trend zu liegen, dass die Marketingstrategie der großen Comic Verlage (Marvel und DC) eine Art Enttäuschung ist. Zu sehr Zielgruppenanalyse. Viele Umfragen. Zu wenig „We do our thing!“. Man orientiert sich an den Erfolgen und der Lieblinge und verliert den Blick für das Wesentliche. Zuletzt bei Thor 3, welches sich eher wie ein „Guardians of the Galaxy“-Crossover von Dave Chappelle anfühlte. Ok, zugegeben; lustig war es ja. Aber kein echter Thor. Da fehlte was.
Das Wesentliche dieses ehrbaren Helden. Kein Wunder das Natalie Portman auf sowas keine Lust hatte und sich eher um die eigene Fortpflanzung kümmerte.
Was ich damit genau sagen möchte ist: Marvel hat uns auf ein abgeschlossenes Finale via Marketing Kampagne vorbereitet, aber die Sache nicht so abgehandelt. Das fängt schon beim Namen des Films an: Avengers Infinity War. Zumindest hier in Deutschland. In verschiedenen Facebook Kommentaren war aber wohl zu entnehmen, dass das in den USA etwas deutlicher war.
Auf den Titel des Films folgt allerdings trotzdem kein „Part One“. Kein: „The Final Countdown“. Einfach nur Avengers Infinity War. Um es deutlich zu machen. Der Titel hätte besser „The Battle“ lauten sollen. Denn ein Krieg ist es nicht. Es ist eine große Schlacht und zwei bis drei brutale Rangeleien. Und wer den Marvel Stundenplan bis zum Jahr 2022 anschaut, der wird schnell bemerken, dass wir in exakt einem Jahr einen zweiten Infinity War Film bekommen. Das ist kein Spoiler. Das ist Pressematerial von Marvel selbst.
Große Bilder im Episodenfilm Avengers Infinity War
Erstmals wagt sich Marvel an einen waschechten Episodenfilm. Zugegeben: Den Regisseuren Russo & Russo blieb bei der Anzahl von Protagonisten ja schon fast gar nichts anderes übrig. Schnell hätte man sonst ein Sitcom-Problem bekommen, wo sich alle irgendwie immer am selben Ort aufhalten. Ganz unnatürlich. Total zufällig. Gar unheimlich. Was bei Sitcoms funktioniert – kann aber auf der großen Leinwand nicht passen. Glück gehabt, Marvel.
Und wenn ich ehrlich bin, klappt das mit den Episoden richtig gut im dritten Teil der Rächer. Mega stark! Applause! Viele Geschichtsstränge laufen parallel ab – ganz in ihrem eigenen Stil. Vermischen sich ab und an in verrückte Crossover-artigen Momenten und lassen mich schmunzeln. Mal mehr, mal weniger. Und manchmal entlockt man mir ein Augenrollen. Nicht häufig – aber es passiert. Ab und an sind die Witze einfach zu gewollt. Meckern auf hohem Niveau.
Generell lässt sich aber tatsächlich sagen: WAS.FÜR.BILDER!
Große atmosphärische Schwenks über Raumschiffe, Planeten und über Städte. Düstere Straßenschluchten auf der Erde. Fast Star-Wars-artige Dörfer und Metropolen steigen auf der Leinwand vor mir auf, um mir die extra-terrestrische Problematik um Thanos und die Infinity Steine nahe zu bringen. Die Bedrohung ist real. Nicht nur für uns Erdlinge; sondern für alle. Die Russos (oder deren Kamera- bzw. Animations-Team) leisten wirklich gute Arbeit.
CGI-Problematik leider auch in Avengers Infinity War
Wir liebten Iron Man vor zehn Jahren besonders wegen seiner Effekte und der Haptik dieses abgefahrenen Anzuges. Das lag einfach auch daran, dass Robert Downey Jr. tatsächlich in einem Anzug steckte und nur Details via CGI aufgemotzt wurden. Zuletzt hatte Marvel den Fehler begangen zu sehr auf die Animation zu setzen, statt auf Modelle (Avengers: Age of Ultron, Guardians of the Galaxy, Thor 3, Spiderman: Homecoming) und dies führt sich in diesem Epos auch leider fort.
Gerade bei Iron Man und seinem Spielgefährten Spiderman fragt man sich, ob die beiden einfach nur nackisch auf einer Greenscreen Leinwand tänzelten. Nichts fühlt sich hier mehr echt an. So gar nichts. 2016 habe ich bessere Playstation Games gesehen in ihrer Machart. Schade.
Dann gab es da noch verschiedene Schlachtelemente, welche so sehr visuell Over-the-top waren, dass das eben erwähnte Augenrollen kam. Man bekommt schon fast den Eindruck, dass Storm der X-Men im Film für Ruhe sorgen möchte. Von wann war der Film noch gleich? 2000? Ich glaub schon. Und die Effekte waren EXAKT die selben. Oh Mann.
Das ärgert mich. Sehr sogar. Weil die Momente (welche ihr erkennen werdet) so toll sind; voller epischer Dramaturgie ist. Leider unfreiwillig komisch. Meeehhh.
Allerdings macht es DC derzeit ja auch nicht wirklich besser (eher schlechter) und zu Marvels Verteidigung muss ich sagen: Boah, sieht Thanos toll aus. Richtig stark! Liegt aber sicher auch an der wirklich überdurchschnittlichen Schauspielerleistung von Josh Brolin, welcher Thanos zu einem grandiosen und emotionales Sein verhilft. Ich fühle mit ihm; kann ihn partiell sogar verstehen. Und: Es trifft den Zeitgeist. Es soll Politiker und Wissenschaftler auf dieser Welt geben, welche einen ähnlichen Ansporn verfolgen. Doch dies nur am Rande.
Verderben, Tod, (Über)Leben und ein überraschendes Ende in Avengers Infinity War
Direkt zu Beginn von Avengers Inifinity War machen wir Bekanntschaft mit Thanos als übermächtigen Gegner. Gemeinsam mit seinen Hilfskräften, welche ich tatsächlich unterhaltsam finde. Vor allem seinen dürren magischen Diener habe ich flott lieb gewonnen.
Der Film fesselt mich von der ersten Sekunde. Er lässt mich erschaudern. Lässt mich jegliche Hoffnung verlieren, um dann wieder für den Rest des Films Mut zu fassen. Ein stetes Auf uns Ab von Sekunde eins. Wow, waren die ersten 15 Minuten intensiv. Ich bin begeistert.
Das zieht sich über die vollen 149 Minuten. Es folgen geballte Wut, Furcht und Heroischkeit, um dann am Ende in einem unerwarteten leisen „Oopsie“ zu gipfeln. Dramaturgisch gut aufbereitet, aber zu sehr ausgekostet. Zu lang gezogen. Einfach überspannt. An anderen Stellen dagegen gibt man der Emotion zu wenig Raum. Ich weiß nicht was die Regisseure hierzu verleitete. Offensichtliche emotionale Momente werden in der Luft zerrissen. Und dann passiert das, wenn grandiose Schauspieler auf noch grandiosere Schauspieler treffen: Sie werden an die Wand gespielt. Auch das werdet Ihr schnell bemerken. Boah,… wer hätte das gedacht?
Zudem gibt es erzählerisch deutliche Schwächen, welche ich dem Schnitt zuschreibe. Es sind einfach zu viele Protagonisten mit ihren eigenen Storylines vorhanden – da kann das ein oder andere dann doch mal zu kurz kommen. Auch Dinge, welche in anderen Filmen gewissen Sachen auslösten oder dazu führten das Helden auftauchten, werden in Avengers Infinity War schlichtweg ignoriert. Das macht mich leider gar sehr wütend. Der Film beschneidet sich quasi selbst. Ihr werdet wissen was ich meine, sobald ihr aus dem Film kommt. Ich bin gespannt ob Ihr das ähnlich seht. Das könnt Ihr unten in den Kommentaren dann mit mir bequatschen oder auf meinem Instagram Profil.
Das worum es allerdings wirklich geht, wird irgendwie vernachlässigt: Die Infinity Steine. Der Film heißt ja schließlich auch „Avengers Inifinity War“. Und nicht „Thanos kommt!“ Es wird lediglich kurz angerissen woher die Steine kommen (hatten wir ja bereits in anderen Filmen auch schon mal gesehen) – das war es. Während des Films werden auch die Fähigkeiten von dem ein oder anderen Stein angerissen. Aber eben nicht von allen. Das bleibt ein wenig unserer Phantasie überlassen. Schade.
Allerdings vermute ich, dass es daran liegt, dass der Plot von Avengers Infinity War Part 2 dann zu offensichtlich geworden wäre. Da ich aber den Anspruch an einen Blockbuster habe, dass er für sich alleine im Mainstream stehen kann (was dieser Film hier definitiv nicht kann), finde ich es sehr ärgerlich.
Was denn jetzt? Ist Avengers Infinity War sehenswert, oder nicht?
Definitiv sehenswert. Avengers Inifnity War sollte im Kino gesehen werden. Es lohnt sich als Fan der Marvel Reihe das Ganze in einem Ledersessel zu genießen, um den Protagonisten zuzujubeln – oder auch mit ihnen zu trauern. 3D hat in verschiedenen Situationen schön funktioniert – aber ist definitiv kein Muss wie bei Ready Player One.
Die Story um Thanos ist weiter gewachsen, statt in einem Ende zu gipfeln. Davon kann man halten was man will. Ich bin aber mit der Erwartungshaltung eines schlüssigen Endes ins Kino gegangen und bin wirklich froh keine Mitternachtspremiere wahrgenommen zu haben.
Ich gebe insgesamt 6 von 10 Punkten. Bin enttäuscht und irgendwie immer noch gehyped. Vor allem, weil Marvel nicht Schluss gemacht hat. Dann warten wir jetzt mal auf Ant-Man & The Wasp. Denn das dürfte neben Captain Marvel das nächste intensive Marvel Erlebnis sein.