Es ist Samstag in der Früh. Die Kölnmesse öffnete ihre Türen für uns Nerds. Die Besucher schreiten die Treppen hinauf; werden von Jawas, Stormtroopern und Orks begrüßt. Im Hintergrund sind die ersten Stände zu erkennen. Szenen aus Fallout, Star Wars und Ghostbusters ziehen einen in seinen Bann. Freudige Fantasyautoren, Zeichenkünstler und Brettspielverlage locken mit ihren Demos. Die RPC 2018 hat sich dieses Jahr selbst übertroffen und verkündete bereits zum Samstagabend hin: Die erfolgreichste Roleplay Convention ever! Und mir bleibt nichts weiter übrig, als dem zuzustimmen. Geil!
Was eine perfekte Planung auf der RPC 2018 so ausmacht
Lange freute ich mich auf das zweite Maiwochende (siehe meinen letzten Beitrag über die RPC). Als Kölner war es mir ein Bedürfnis die mir bereits bekannte rheinländische Roleplay Convention vorort zu besuchen. Egal wie sehr sie mich beeindrucken würde (oder auch nicht). Die Anreise ist kurz, der Eintrittspreis menschlich und die Zielgruppe relaxt. Generell würde ich schätzen, dass der Altersschnitt auf der RPC 2018 fünf bis acht Jahre über den anderer Conventions liegt. Alles wirkt ausgeglichener, erwachsener und weniger hektisch. Zudem freute ich mich auf bekannte Händler wie z.B. Dr. Seltsam mit seinem Absinthkontor.
Sicherlich auch wegen der perfekten Planung. Der Einlass ist pünktlich. Sehr sogar. Die Menschentrauben vor den Drehkreuzen bewegen sich rasch, die Sicherheitskontrollen sind angenehm und die Klimaanlage läuft vorbildlich. Bei fast 30 Grad Celsius am Samstag in der Sonne sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Zudem erschrecke ich fast vor der Weitsichtigkeit der Planer. Die Gänge für die Besucher erscheinen mir unüblich breit. „Ob sich der Platz tatsächlich mit Gästen füllen lässt?“ Definitiv. Was sich am Morgen nach einem gemütlichen Nerd-Schlendern auf der „Promenade de RoleplayConvention“ (französischen Dialekt hier einfügen) anfühlt, ändert sich am frühen Nachmittag zu einer angenehmen Cosplay-Show. Jeder hat Platz und wird weder geschubst noch an den Ständen vorbei geschoben. Selbst Cosplay Ausmaße der Stufe „Gigantisch“ können sich frei bewegen. Egal ob Ork oder 3-Meter-Space-Marine. Dinosaurier oder türrahmengroßer Wookie. Man konnte posieren, plauschen oder sich auch nur einfach frei bewegen. Applause für die Planung! Bitte gebt den kölner Weihnachtsmärkten ein bis zwei Tipps. Mit solchen „Kleinigkeiten“ katapultiert man kleine Conventions zu riesigem Erfolg.
Conventions leben durch den Merchandise. Nicht mit der RPC 2018!
Was beim morgendlichen Schlendern direkt auffällt: Es scheint sich der Platz für Boardgames in der oberen Haupthalle der RPC 2018 vergrößert zu haben. Dafür scheint der allgemeine Merchandise verschwunden zu sein. Welch´ großartige Idee.
So hatte ich mich doch schon seit Jahren mit den Händlern gut arrangiert. „Das ist halt auf Conventions so.“ schoss es mir in der Vergangenheit immer durch den Kopf. Das es eben nicht so sein muss, dass hat die Roleplay Convention bewiesen. Ich kann mich tatsächlich nicht an einen Stand erinnern, welcher versuchte mir Rucksäcke, Kappen oder Shirts aufzuschwatzen. Grandios. Ich hab es nicht vermisst und konnte so gemütlich an den ersten Tischen platz nehmen. Spiele wollten ausprobiert werden.
Die RPC 2018 ganz im Zeichen der Boardgames und Tabletops
Ich bin Gamer durch und durch. Spielte schon vor 20 Jahren Warhammer 40.000, habe eine nette Auswahl an Schiffen für mein Tabletop X-Wing und liebe es mit der PS4, dem PC oder per Würfel zu zocken. Mein Spieledurst wollte also auf der RPC 2018 gestillt werden. Und – das wurde er.
Besonders im Kopf blieb mir das Tabletop „SAGA“ von Stronghold Terrain hängen. Ein Fantasy-Spiel, welches mich für 45min. als Däne gegen Vikinger antreten lässt. Ziel ist es den gegnerischen Feldherren umzunieten. „Nicht per feigen Bogenschützen-Attacken“ lacht mir Christian zu, während er mir die simplen Regeln erläutert. „Man muss zusehen möglichst nah an den Gegner ranzukommen. Nahkampf ist hier das Mittel zum Sieg! Aber passt auf die Veteranen auf. “ Christian macht seinen Job wirklich gut. Zeigt mehrere taktische Möglichkeiten im Kampf. Verweist immer auf das Terrain, welches als Schutz dienen kann und beweist mit Kalkül, dass man mit ein wenig Würfelglück sogenannte Fiesigkeiten aktivieren kann. So gelingt es mir zwar beim ersten Angriff meines Gegners die dänischen Holz-Schilde als Abwehr zu nutzen, doch ist das Würfelglück eher mit meinem Gegner – statt mit mir. Ich entferne in Runde 1 direkt vier meiner klassischen Kämpfer. Autsch. Schon früh zeigt sich, dass die Vikinger kurzen Prozess mit mir machen werden.
Christian erklärt, dass sich dieses Tabletop Game von den bekannten Spielen wie Warhammer dahingehend unterscheidet, dass das Regelwerk weitaus dünner ist. „Es verliert sich nicht in Details. Bleibt aber aufgrund der Fiesigkeiten sehr taktisch.“ Ich runzle die Stirn, aber verstehe schnell was er meint. „Ich muss ja teilweise drei Züge im Voraus planen.“ erschrecke ich; nachdem meine ersten Veteranen auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen. „Man muss öfter reagieren und auch mal bluffen.“ kichert Christian nachdem er vier Würfel meinem Gegner reicht. Letztlich verliere ich das Spiel (wie zuvor angekündigt) aber hatte einen riesen Spaß. Ich habe Blut geleckt und husche erneut durch die Gänge der RPC 2018, um das gerade erst erschienene Videospiel Conan Exile am High-End Recher zu starten oder anderen Leutchen dabei zuzuschauen wie sie Exploding Kittens mit fiesem Gelächter zocken. Glaubt mir wenn ich sage, dass es ein wahres Vergnügen war.
Freunde unter sich auf der RPC 2018 | Mitmachen statt Zuschauen
Noch mehr erfreute es mein kleines Nerd Herz, als ich die Besucher genauer unter die Lupe nahm. Freunde aus dem In- und Ausland haben sich offensichtlich auf der RPC 2018 verabredet. „Man kennt sich von Instagram bzw. vom Online zocken. Ist geil sich endlich mal zu treffen.“ sagte mir ein elbischer Hexer am Piratenschiff-Bierstand. Ich sprach ihn zuvor darauf an, dass er offensichtlich viele Freunde lange nicht gesehen habe. Man fiel sich in die Arme, drückte vorsichtig sein Gegenüber (um die Cosplays nicht zu zerstören) und lies die Augen glänzen. Ein tolles Bild!
Da soll doch nochmal jemand sagen, dass die Nerds einen Einheitslook tragen, Probleme mit dem anderen Geschlecht hätten und generell nicht so auf ihr Äußeres achten. Wir erinnern uns an die interessante RTL Darstellung aus 2011. Ich denke, dass ich bei anderen Fachmessen schon durchaus unangemessenere Gesichter gesehen habe als auf der RPC 2018. Von der Attraktivität möchte ich noch nicht mal sprechen. Wie hoch gerade dieser Level bei Männlein, wie auch Weiblein auf der Roleplay Convention sein kann, wissen offensichtlich nur die Besucher selbst. Holla die Waldfee.
Auch ich hatte mich mit Freunden und Followern verabredet und staunte über deren Kostüme oder liebevolle Art und Weise; freute mich einfach nur ein wenig Zeit mit ihnen verbringen zu können. Denn die Zeit sollte gut eingeteilt sein. Die Convention ist sehr interaktiv und fordert einen regelrecht dazu auf „mitzumachen“, statt nur „zuzuschauen“. So lauschte ich ich den Geschichten der Lesungen, blätterte in unglaublich liebevoll gebundenen Büchern in welchen sogar das Papier eine Art Easter Egg bzw. Rätsel war und philosophierte mit Cosplayern über die Neuauflage des DC Rebirths. Viele meiner Bekannten und Freunde aus dem Cosplay Bereich konnten ihre Liebe für das was auf der Roleplay Convention geschah nicht verbergen. „Entschuldige, ich muss gleich weiter. In der unteren Halle ist gleich ein Workshop. Das darf ich nicht verpassen.“ Und so verschwand das Metbier schnell im Rachen und mir blieb nur eine Umarmung mit abschließendem Winken. Die Gäste waren hin und weg.
RPC 2018: Ein Programm im Zeichen von Cosplay und Vorträgen
Schon recht früh am Samstag füllten sich die gepolsterten Stühle vor der Hauptbühne. Und plötzlich wurde es laut. Die Leute applaudierten, sprangen auf und jubelten. Ich war zu diesem Zeitpunkt (früher Mittag) tatsächlich etwas überrascht. „Startet die RPC 2018 bereits mit dem Starprogramm? Hab ich den Zeitplan vercheckt?“
Tatsächlich hatte ich das nicht. Ich war es nur leider von den letzten Cons nicht gewohnt, dass ein Cosplay Contest so prominent abgehandelt wurde; gar in eine euphorische Celebration überging. Ich fand es einfach nur stark. Sowohl was ich auf der Bühne zu sehen bekam, als auch was einfach vor der Bühne geschah. Man feierte das Näh- und Basteltalent von völlig fremden Menschen. Freute sich wenn sein Lieblingscharakter aus Videospielen, Büchern oder Filmen auftauchte. Die Gäste der RPC 2018 waren trunken vor Nerdigkeit. Und das ist auch gut so!
Zudem versammelten sich die Nerds, um an Vorträgen über die nordische Kultur teilzunehmen. Konnten Querverweise zu deutschen Sprichwörtern oder gar aktuellen Filmen besser zuordnen und letztlich kam man mit dem wohligen Gefühl eines gestillten Wissensdurstes aus den heiligen Hallen der Roleplay Convention. Konnte hier tatsächlich so etwas wie ein Lehrauftrag stattfinden? Definitiv! Lesungen der Fantasyautoren waren gut besucht. Die Tolkien-Konferenz zog einen jeden Hobbit an und die Kräuterhexe im Mittelaltermarkt half gerne nach dem Verzehr eines Spanferkelhappens bei Völlegefühl mit ihrem Wissen. Ihr glaubt gar nicht wozu ein paar Kräuter gut sein können. Unfassbar.
In der unteren Halle reihten sich die Autogrammtische internationaler Stars. Egal ob Sylvester McCoy (Dr. Who, Radagast von „Der Hobbit“), Tim Rose (Admiral Ackbar von „Star Wars“) oder Giorgia Hirst (Torvi aus „Vikings“). Sie alle posierten für gemeinsame Bilder, gaben Autogramme und beantworteten in ihren Panels Fragen der Fans. Zudem erschien es, als ob sich ein jeder (egal welcher Promi Status gerade zu vergeben ist) frei bewegen konnte. Man genoss gemeinsam Metbier, eine Bratwurst oder vegane Küche des Mittelaltermarktes. Es war schön zu sehen wie entspannt selbst die Stargäste waren. Der ein oder andere bekannte Cosplayer verirrte sich gar zu den Eulen und Falken, um mit ihnen zu posen. Ein schöner Anblick, wenn ich ehrlich bin. Well done, Role Play Convention. Well done!
Was kommt da noch auf uns zu? | Fazit über die RPC 2018
Ihr merkt, ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Doch auch kritischen Tönen muss man Platz in einem solchen Beitrag geben. Auch über eine so tolle Messe wie der RPC 2018. Glücklicherweise bekomme ich dafür keine Oktave voll. Lediglich die Preise für Getränke und Speisen erschienen mir sehr deftig.
Das ist nichts wirklich neues, doch bei heißen Sommertagen empfinde ich es als schwierig. Gerade für Cosplayer. Da sollte man doch darüber nachdenken, ob man kühlende Getränke nicht um 50 Cent (oder mehr) preislich senkt. Wenn die Getränke dann auch ausreichend vorhanden oder gekühlt gewesen wären. Zum Ende des Tages war schließlich nicht mehr alles an Drinks vorhanden. Und selbst die Getränkeherausgeber entschuldigten sich für eine nicht gelungene Kühlung. Das ist allerdings ein Makel über welchen ich dezent hinwegsehen kann. Ein Meckern auf hohem Niveau.
Es lässt sich allgemein sagen, dass die Roleplay Convention die Messlatte im Nerd-Convention-Segment sehr hoch legt. Andere Veranstalter können sich hier getrost eine Scheibe abschneiden. Gerade die Planung von Ständen, Durchgängen, Positionierung von Artists und Lesungen, wie auch das fast gänzliche Eliminieren von Merchandise kann eine Convention um 50% aufwerten. Auch die Tatsache das Kinder kostenfrei teilnehmen konnten, ermöglichte nicht nur den Kleinen einen schönen Tag bei Frettchen, Eulen und Falken zu verbringen, sondern auch den Eltern nerdige Stunden mit ihrem Hobby bzw. Lifestyle zu verleben.
Liebe Roleplay-Convention: Ihr macht alles richtig. Und ich wünsche Euch (und uns Besuchern), dass Eure Hallen wachsen mögen. Die viele Arbeit lohnt sich und die Qualität gibt Euch recht. Wir sehen uns dann im nächsten Jahr erneut. Als Fan, Blogger und Nerd.
Wart Ihr auch auf der Roleplay-Convention? Habt Ihr es ähnlich gesehen wie ich? Oder fehlte Euch etwas? Was kann die Messe besser machen? Sagt es mir in den Kommentaren oder kontaktiert mich auf Instagram.