Ein Convention-Leben. Teil 1.

Redaktionszuwachs: @ComicEngine

Alles Convention, oder was? Ein Mann in der digitalen Welt. Im Schlund von Instagram und YouTube als Comic-Creator. Ein Kerl auf analoger Star-Tuchfühlung in Eventhallen und Comicsalons.

Comic Engine ist auf nationalen und internationalen Convention als Gast bekannt.
Comic Engine ist auf nationalen und internationalen Conventions als Gast bekannt.

Er ist sicherlich der Promi der deutschen Convention-Besucher. Die Enzyklopädie unter den Nerdlingen. Und ja, wir konnten Ihn als Gastautor exklusiv für machRADAU.de gewinnen: Comic Engine. Wunderbar wenn man Blog-Gastautoren für sich gewinnen kann; wie z.B. zuletzt mit Eddy, dem Nerd in a Shell.

Der liebe Engin (Comic Engine A.d.R.) gibt sein Schreibdebut auf machRADAU.de direkt mit einem mehrteiligen Artikel: Er nimmt uns auf eine Zeitreise mit. Seine Zeitreise. Es geht um die glamouröse Welt der (inter-)nationalen Conventions. Den Beginn seiner Liebe. Bis zum heutigen Tage. Und er öffnet für uns den maroden, aber charmant-schweren Vorhang; für einen kleinen intimen Einblick über die funkelnden Sternchen hinaus. [machRADAU]

The story so far

Filmbörse, Comic Con, Tropi Con, Picnic Con und etliche Veranstaltungen diverser Interessensgruppen haben in den letzten Jahren Deutschland erobert.

Ich (Comic Engine; a.d.R.) kam in den letzten Jahren in den Genuss diverser Veranstaltungen. Sei es in den Niederlanden, Belgien oder gar in Großbritannien. Doch starten wir am Anfang!

Jahrtausendwende, Darth Vader und Porno-Sternchen

Als Kind wuchs ich mit einem 13 Jahre älteren Bruder auf. Für mich, Jahrgang ’86, bedeutete dies, dass man die Créme de la Créme der 70er und 80er Jahre Filme vorgeführt bekam. Dies mag eventuell vielen so ergangen sein, doch wuchs ich damit prägend auf.

Momente lassen sich auch in Carbonit einfrieren. Erst recht auf einer Convention.
Momente lassen sich auch in Carbonit einfrieren. Star Wars ist ein klarer Bestandteil der Nerdkultur von ComicEngine.

Auch hatte ich damals die ersten Star Wars Actionfiguren des besten Freundes meines Bruders als Geschenk erhalten. Da dieser Kerl zudem in einer Videothek jobbte, häufte sich hierdurch bei mir ein ungemeines Wissen über Filme, deren Entstehung und ein unbändiges Interesse zu selbigen an. Ich war wie ein Schwamm.

In Zeiten, in denen es noch keine Smartphones gab, entwickelte ich mich rasch zum analogen Wikipedia für Film- und Trivia-Fragen. Die Begeisterung für Comics ging damit natürlich Hand in Hand. Denn ich hatte das Vergnügen mit diversen Trickserien zu Batman, Spider-Man, den Fantastic Four und vielen anderen Superhelden aufzuwachsen. Eine Comic Con gab es damals aber nicht. Oder zumindest nicht nach meinem Wissen her.

Zwar wusste ich, dass es durchaus eine Fed Con gab oder auch „Star-Wars-Veranstaltungen“, aber für einen mittellosen Schüler – eher wenig erreichbar. Der Informationsfluss 1999 / 2000 zu diesen Nerdevents war zudem nicht auf dem Level der heutigen Zeit. Doch: Es gab Alternativen!

Filmbörsen!

Zunächst besuchte ich mit dem besten Freund meines Bruders Filmbörsen, die schon etwas Star-Power aufwiesen. Ich war gerade auf das Medium „DVD“ umgesprungen und es gab nichts Besseres, um mein Taschengeld loszuwerden.

So erinnere ich mich, dass Darth Vader Akteur David Prowse zu Gast einer Bochumer Filmbörse erschien. Doch so glanzvoll wie es sollte, wirkte es damals dann alles leider nicht auf mich. Zweiter Stargast auf der Veranstaltung war ein Erotiksternchen. Sie hatte viel mehr Autogrammjäger an ihrem Tisch als Darth Vader. Ihr, als Leser, findet das merkwürdig? Fragt mal mein 14jähriges Ich, welches verzweifelt auf Star Wars Episode II wartete!

Letztlich waren Filmbörsen immer gute Anlaufpunkte, um Schnäppchen zu machen. Doch lange Zeit reduzierte ich die Besuche auf das Minimum. Denn auch Stars sind nicht auf jeder derartigen Veranstaltung die Regel gewesen. Das war mir allerdings wichtig.

2015 – Rückkehr zu Filmbörsen

Purer Nerdgasm: Crossover Overload! Eine Convention gibt diesbezüglich viel Spielraum.
Purer Nerdgasm: Crossover Overload!

Nach etwa 7 Jahren besuchte ich endlich wieder eine Filmbörse in der Turbinenhalle Oberhausen. Star-Gast? Scott Adkins. Martial Arts-Action-Star. Freundlicher Kerl. Foto mit ihm sollte 25 € kosten. Mir war es absolut nicht verständlich, dass man Geld für ein Foto mit einem Star ausgeben sollte (Ich weiß; wer mich kennt wird mir das fast nicht glauben. Aber so war es damals wirklich.). Dennoch schien das Star-Aufgebot sehr gut anzukommen.

Gedruckt wurden die Bilder im A4 Format und auch sonst habe ich viele tolle Schnapper machen können. Ausserhalb solcher Events waren diese Liebhabermomente einfach undenkbar.

Ich erinnere mich aber noch, wie ich bereute kein Foto mit Adkins gemacht zu haben. Leider war mir damals nur sein Ninja-Film und der Auftritt aus dem zweiten „The Expandables“- Teil bekannt. Aber es reichte aus, um mehr Filme mit ihm verschlingen zu wollen. Ich sagte mir, dass ich mir solche Chancen nicht mehr entgehen lassen darf. Und so sollte es auch kommen. Mit Abstrichen.

Besuch der ersten German Comic Con

Für den Dezember 2015 wurde die German Comic Con angekündigt. Man versprach Gäste wie Steven Lang, Manu Bennett, Nathalie Emmanuelle, James Marsters, Lea Thompson und vielen mehr. Auch Cosplay-Sternchen Jessica Nigri sollte vorbeischauen. Ich bestellte voller Vorfreude meine Photoshoots. Hatte mein Wochenendticket sicher und war sehr auf die Umsetzung einer deutschen echten Convention gespannt.

Zwei Freunde wollten sich die Sache auch mal genau anschauen. Teils aus Interesse am Gesamtgeschehen, sowie aus professionellem Interesse (der eine Kumpel war gelernter Veranstaltungstechniker und kannte bisher nur die Gamescom als Convention).

Der Gang nach Mordor

Als es auf die German Comic Con zuging, Stars leider absagten und ich die entsprechenden Photoshoot-Preise via PayPal zurückbuchen ließ, da wurden mir direkt alle meine Tickets erstattet und als ungültig markiert. Ein verwirrender Prozess. Und ärgerlich obendrein.

Klassiker führten ComicEngine in die Welt der Nerds & Geeks ein. Auf einer Convention fühlt man sich darin wie aufgesogen.
Film-Klassiker führten ComicEngine in die Welt der Nerds & Geeks ein

Das konnte ich so nicht akzeptieren und ließ nicht locker. So musste ich einen Tag vor der Convention alle Hebel in Bewegung setzen, um letztlich die Handynummer des Geschäftsführers klärungsbedingt zu erhalten. Mit Erfolg. Freundlich wurde ich beruhigt.

Ursprünglich sollte ich einfach am Infostand auf der Convention vorbeischauen. Die Ticketherausgabe als Korrektur sollte nämlich dort erfolgen. Der Weg dorthin war aber ungefähr genauso charmant, wie nach Mordor zu marschieren.

Es staute sich ohne Ende der Verkehr. Aus der Ankunft um kurz nach 9 Uhr morgens, wurde ein Verlassen des Streitwagens gegen 10:30 Uhr. Durch die langen Schlangen und Unmengen von Menschen war ich letztlich um 12:05 Uhr am Infostand. Ein Erfolg?

Neben Cosplayern sind Ausstellungsobjekte meist ein Convention-Aushängeschild
Neben Cosplayern sind Ausstellungsobjekte meist ein Con-Aushängeschild

Denn 200 Gleichgesinnte tummelten sich ebenso an der Information. Eine Vielzahl bekam das Geld wieder. Andere wollten noch Photoshoots erwerben. Und ich blickte nervös auf meine Uhr. Denn mir wurde bewusst, dass ich meinen ersten potenziellen Star, James Marsters (Buffy, Supernatural uvm.), voraussichtlich verpassen würde. Also entschied ich mich gegen ein weiteres Anstellen in der Menschentraube, um die Convention in mir aufzusaugen.

Wie die Barbie in der Shopping-Mall

Es erwartete mich ein shoppingtechnisches Nerdvana. Es winkten Unmengen von Ständen. Prall gefüllt mit feinsten Fanartikeln, Plakaten und Prints. Magische Zauberstäbe, kreativer Cosplaybedarf, sowie fantastische Figuren und Statuen sprangen mich regelrecht an. Kostüme und LARP-Artikel fesselten meine Blicke. Nur um mich letztlich im Bann von Filmen und Comics zu verlieren. Wahnsinn.

Rückblickend sah ich aber nur ein Problem: Besonders gute Angebote gab es nicht. Man konnte ein paar Schnäppchen machen, jedoch blieben grundsätzlich tolle Angebote aus. Umgekehrt hatte aber auch kein Händler solche Produkte, welche ich einen „Heiligen Gral“ nennen würde.

Das alles tat der Begeisterung aber keinen Abbruch. Die Cosplayer machten Laune, K.I.T.T. nahm sich die Zeit, um mit mir zu quatschen, ein Deadpool zur Promo des ersten Films sprang mir entgegen und es gab für mich ein Foto mit Lea Thompson (Zurück in die Zukunft) am DeLorean. Mensch war die Frau cool.

Licht und Schatten

Etwas später am Abend saß ich am Computer und las mir Kommentare zur German Comic Con bei Facebook durch. Die Besucher schienen sich zu beschweren. Denn: Die Ausgabe der Fotos war eine Katastrophe. Das stimmte damals.

Lea Thomson hat aus der Zukunft kurz vorbeigeschaut. Trotz technischer Indifferenzen auf der Convention.
Lea Thomson hat aus der Zukunft kurz vorbeigeschaut. Trotz technischer Indifferenzen auf der Con.

Es gab nur einen zentralen Ausgabepunkt. Für zu viele Menschen. Es fehlte die Ordnung nach Stars oder ähnlichem. Chaos. Ich stimmte den Kommentaren zu. So wurde beispielsweise mein Foto ohne Belichtungshilfe geschossen. Ein technischer Fakt, um den ich mir mit Lea Thompson an meiner Seite allerdings keine Gedanken gemacht habe. Warum auch? Schließlich waren die Profis ja hinter der Kamera und nicht davor. Dachte ich.

Davon abgesehen wurde das Einlasssystem und die Menge der Gäste schwer kritisiert. Dennoch wollte ich mir den Folgetag nicht entgehen lassen. Diesmal ohne Stau. Und mit problemlosem Einlass. Licht am Ende des Tunnels? Generell fiel auch auf, dass weniger Besucher vor Ort waren. Oder erschien es mir nur so wegen einer besseren Organisation? Letztlich habe ich am zweiten Tag ein paar Comics für meinen Lesestapel finden können. Theoretisch wäre es auch keine schlechte Idee gewesen noch an meine initialen Star-Photos zu kommen.

Doch meine Lootbag hatte mich bereits freudig gestimmt. Die Lernkurve der ersten deutschen Convention von Samstag auf Sonntag war zu positiv. Dem Stress wollte ich mich nicht mehr aussetzen. Zu glücklich war mein Gemüt. Zu angefixt war ich vom wunderbaren Convention-Nerd-Dasein. Zu sehr hatte mich, trotz der Umstände, die Convention-Liebe gepackt, welche bis heute andauert.

Ein Convention Leben. Teil 2.
erscheint am 19.08.2019 | exklusiv auf machradau.de

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