Im ersten Teil seines Convention-Lebens berichtet Engin aka @comic_engine über seine ersten Geek-Schritte auf Filmbörsen, der ersten German ComicCon und die Lernkurve die Nerds als Besucher und Veranstalter so durchqueren. Eine harte Quest.
Entdeckt mit ihm im zweiten Teil die weiteren Spuren seiner passionierten popkulturellen Vergangenheit, seinen Treffen mit Stars und Begegnungen mit Gleichgesinnten. (machRADAU)
2016 – Mehr Conventions.
Mit dem Jahr 2016 verfiel ich (@comicengine AdR) dem Drang weitere Conventions besuchen zu wollen. Regelrecht zu müssen. Der Filmbörsenbesuch in Oberhausen wurde intensiviert und ich nahm dann auch endlich die Gelegenheit für ein Foto mit Scott Adkins war (siehe den letzen Artikel von Engin: „Ein Convention-Leben. Teil 1.„; a.d.R. machRADAU). Megacool! Zu dem Zeitpunkt kannte ich auch mehr Filme mit ihm und war froh, dass man ihn noch nach Oberhausen holen konnte. Trotz steigender Popularität des Schauspielers.
Dann: Das Weekend of Hell. Kurz darauf: Die nächste German Comic Con im Winter. Die Conventions überschlugen sich mit Releasedaten. Wie Pilze schossen sie aus dem Boden. Und was mir persönlich sehr wichtig war: Es wurden tolle Gäste an den Start gebracht! Man konnte hier Schauspieler wie Natasha Henstridge, Sean Patrick Flanery, Tommy Flennagan und andere z.B. in Oberhausen begrüßen. Der Dezember glänzte in Dortmund mit Ron Perlman, Danny Glover und David Hasselhoff. Ich war endgültig süchtig.
Böses Social-Media. Gutes Social-Media.
Doch dann überkam mich wieder das ungute Social-Media-Gefühl aus dem Vorjahr: Online begann der Hate. Es wurde unheimlich darüber geflucht, was ein „The Hoff“ auf einer Comic Con zu suchen hätte. Dabei muss ich anmerken, dass der Mann es schafft, dass er sich authentisch über jeden Fan freut. Einem ein Gefühl vermittelt, dass er Glück verspürt, wenn man ihn fragt
„Hey, how are you? Is it stressful?“
Sein Blick war äußerst positiv überrascht. Charmant dieser Hasselhoff.
Rückblickend war er einer der meistbesuchten Prominenten der Convention und es zeigte sich: Facebook ist die HASS-Plattform Deutschlands. Der Markt für einen David Hasselhoff war gegeben. Michael Knight lebt. Was die Leute online zu vergessen scheinen ist, was Meinungsfreiheit und „Jemanden-beleidigen“ bedeutet. Leider bis heute. Denn das Thema ist aktuell.
Dabei gab es keinen Grund für diese Art von Beschwerden. Die German Comic Con 2016 hatte ein gesünderes Einlasssystem. Also, verglichen mit dem Jahr zuvor. Zudem: Mehr Platz. Mehr Spaß! Ich hatte meine schiere Freude vor Ort. Durfte Freunde und Familie meine Convention-Welt zeigen.
Zudem entpuppte sich meine Entscheidung mich im Sommer 2016 bei Instagram angemeldet zu haben, als absoluter Mehrwert. Es brachte mir in der Folge nämlich nach der GCC 2016 tolle Convention-Kontakte. Mein analoges Nerdleben vermengte sich mit der digitalen Welt. Ließ mein Geek-Dasein aufstreben.
Kurz darauf besuchte ich zudem die kleinere Comic & Manga Convention in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Auch dort warteten Künstler und Aussteller, die bereits zuvor von mir auf der GCC entdeckt worden waren; und welche ich dank Instagram kennenlernen durfte. Schön daran ist, dass ich mit einer Vielzahl dieser Menschen heute noch guten Kontakt pflege. So sollte ich auch in Zukunft immer mehr wunderbare Charaktere kennenlernen. Social-Media kann also auch anders. Und Conventions sind ein toller Treffpunkt für uns Nerds.
2017: Enter machRADAU!
Die GCC vergrößerte ihre Reichweite und wollte nun auch Conventions in anderen Städten Deutschlands etablieren. Zum Beispiel in Frankfurt. Dort wurde direkt mit jeder Menge Prominenz aus der DC-Show Gotham aufgetrumpft. Zudem erschienen auch bekannte Artists, wie auch die Ghostbusters-Deutschland–Freunde. Es bot sich entsprechend sehr gut an, die Fahrt anzutreten und verabredete mich mit einem gleichgesinnten Nerd, welchen ich bisher nur von Instagram her kannte: machRADAU; Martin!
Online hatte man sich des öfteren nerdig ausgetauscht. Bisschen über das gemeinsame Trinken eine Bieres gequatscht. Und in FFM war es nun so weit. Nicht nur, dass ich endlich nicht so viel allein unterwegs war – auch sah man in Frankfurt viele Vorzüge zur bisherigen Convention in Dortmund.
Es gab zwar nicht viele Hallen, doch dafür eine gute Struktur, wohl-überlegte Präsentationen, gute Integration von Youtubern, sowie Creatorn und Partizipation der Künstler an der Gestaltung des Werbematerials für das Event. Ja, Frankfurt war sympathisch und ich glaube dies empfanden viele Künstler und Aussteller ebenso. Es war nicht überrannt. Man konnte ohne Gedränge stöbern. Dies lud gerade zu tollen (Verkaufs-)Gesprächen ein. Am Abend dann auch mit den ersehnten Drinks.
Die Roleplay-Convention
Etwas später besuchte ich dann mit machRADAU die Roleplay-Convention in Köln. Ein schönes Event; auch wenn ich mit den Inhalten der Veranstaltung wenig anfangen konnte. Wie oben zu lesen ist, war ich mehr der Entertainment-Typ. Filme. Serien. Comics. Mir lag eher wenig an Tabletops und Rollenspielen, wobei ich den Mittelaltermarkt schwer abgefeiert habe. Kein Wunder. Denn der ein oder andere hochprozentige Tropfen mundete mir bei 35 Grad Außentemperatur beim Apotheker „Dr. Seltsam“ sehr. Empfehlenswert!
Insgesamt machte aber die freundschaftliche Gesellschaft die Musik und so war die Convention geprägt von wunderbaren Kontakten, wahnsinnigen Spaß und herzlichen Erinnerungen. Mitgenommen habe ich ein Star-Bild mit dem ehemaligen Colossus Darsteller Daniel Cudmore. Fun Fact: Ich rage als kurzer Mensch gerade so in den unteren Bildrand hinein und mit dem, was ich jetzt weiß, hätte ich das Bild neben dem Riesen auch neu machen lassen sollen. Aber sei es drum, ich kann darüber gut lachen.
Mit dem Erfolg kommen viele Interessen und Ansprüche.
Der Austausch mit Besuchern, Ausstellern und Veranstaltern wuchs stetig. Besonders in Bezug auf die Must-Haves einer Con. Ich hörte später von einer Veranstaltung, die beispielsweise Cosplayern insgesamt mehr Möglichkeiten, sowie Vorzüge einräumen sollte. Also gegenüber den bereits benannten Cons. Wie gut dies oder jenes sei. Wie schlecht Event A gegenüber Convention B ist.
Fragte man mich, was eine gute Nerd-Veranstaltung braucht, so war ich nach fast zwei Jahren Erfahrung an einem Punkt, an dem mir klar wurde: Am Besten ist es nichts dazu zu sagen! Zu festgefahren sind die Meinungen. Zu schwarz und weiß die Aussagen. Zu unterschiedlich die entsprechenden Zielgruppen.
Es gab nämlich mittlerweile Streitpunkte unter Nerds, Veranstaltern und Ausstellern. Im Süden fand beispielsweise die Comic Con Germany statt. Eine Convention, die ich nie besucht habe. Es schwören viele andere Besucher auf diese Veranstaltung. Leider kam ich aber bisher nie dazu diese Liebhabermesse Vorort zu geniessen. Ein wirklicher Vergleich steht mir somit nicht zu. Ich weiß aber was mir gefällt – und was nicht.
Entsprechend kenne ich die Qualitäten einer Fed Con. Erstmalig von mir besucht im Jahr 2018. Offensichtlich weiß der Veranstalter, wie man große Events organisiert. Mir hat es dort ausgesprochen gut gefallen. Doch eine gute Umsetzung findet immer weniger Anklang im Zeitalter von Social Media und nach Außen gestellte private Streitigkeiten.
Unterschiedliche Zielgruppen. Unterschiedliche Nerd-Meinungen.
Plötzlich gab es offene Differenzen zwischen den Besuchern, wie auch Betreibern verschiedener Conventions in Deutschland. Viel Kritik. Gesperrte Social-Media-Profile und gelöschte Kommentare unter Eventpostings. Der Umgang mit offener Kritik, auch wenn sie konstruktiv gemeint war, nahm merkwürdige Züge an.
Wie sollte man beispielsweise der Zielgruppe „Cosplayer“ seine persönliche Sicht erklären, wenn man selbst dieser Zielgruppe nicht angehört. Also andere Interessen auf einer Convention verfolgt. Es liegen bei beiden Parteien unterschiedliche Dinge schwerer im Fokus. Das ist normal.
So haben (verallgemeinert gesprochen) „Cosplayer“ z.B. kein Interesse an Schauspieler-Panels und dem Erwerb von Fotos mit Prominenten. Umgekehrt verstehen Autogrammjäger von Hollywood-Größen auch nicht die Bedürfnisse des Gegenüber. Das Verständnis eines erhöhten Eintrittspreises von 25 € für die Möglichkeit des Treffens eines Cosplay-VIPs oder der Wahrscheinlichkeit überteuerten Merchandise zu shoppen ist da nunmal auch geringer. Zwei Zielgruppen. Zwei Meinungen.
Es herrschte also ein riesiges für und wieder in meinem Kopf. Ist das überall so? Oder leben wir deutschen Convention-Nerds in einer Blase? So stellte ich 2017 fest, dass es Zeit war, den Horizont international zu erweitern! Für meine Liebe: Conventions.